Verausgaben
Aus A-Z der transziplinären Forschung
(→Bibliographie) |
|||
Zeile 8: | Zeile 8: | ||
Sofern transdisziplinäres Arbeiten selbst auch als die Ermöglichung von Teilhabe über disziplinäres Arbeiten hinaus meint, müsste es auch darum gehen, dass der Begriff „Verausgaben“ auszuloten hilft, welches Potenzial er für die Ermöglichung des Zusammenkommens von disziplinären mit nicht-disziplinären Wissenspraktiken besitzt. Dies ist deshalb wichtig, weil auf diese Weise die ambivalente Passförmigkeit dieses Ansatzes im Zusammenhang ökonomischer Liberalisierung (vgl. Beitrag Heike Roms) analysiert werden kann. | Sofern transdisziplinäres Arbeiten selbst auch als die Ermöglichung von Teilhabe über disziplinäres Arbeiten hinaus meint, müsste es auch darum gehen, dass der Begriff „Verausgaben“ auszuloten hilft, welches Potenzial er für die Ermöglichung des Zusammenkommens von disziplinären mit nicht-disziplinären Wissenspraktiken besitzt. Dies ist deshalb wichtig, weil auf diese Weise die ambivalente Passförmigkeit dieses Ansatzes im Zusammenhang ökonomischer Liberalisierung (vgl. Beitrag Heike Roms) analysiert werden kann. | ||
− | Der Begriff "Verausgaben" lässt sich in drei | + | Der Begriff "Verausgaben" lässt sich in drei Richtungen betrachten: in einer philosophischen, einer sozialtheoretischen und einer ethnographischen Perspektive. |
== Verausgabung aus philosophischer Perspektive == | == Verausgabung aus philosophischer Perspektive == | ||
Die '''1. vorgeschlagene Denkrichtung''', die mit dem Begriff „verausgaben“ (transitiv) eingeschlagen werden kann, macht aus dem Verb zunächst einmal ein Substantiv – Verausgabung. | Die '''1. vorgeschlagene Denkrichtung''', die mit dem Begriff „verausgaben“ (transitiv) eingeschlagen werden kann, macht aus dem Verb zunächst einmal ein Substantiv – Verausgabung. | ||
− | Einen Anknüpfungspunkt bildet Georges Batailles Begriffsprägung der Verausgabung, die er in unterschiedlichen Texten formuliert hat (im Deutschen in der „Aufhebung der Ökonomie“ 1985 zusammengestellt). In „La notion de dépense“ (1970, Original 1933) denkt Bataille über die unterschiedlichen Formen des Verlusts und der unproduktiven Verausgabung nach | + | Einen Anknüpfungspunkt bildet Georges Batailles Begriffsprägung der Verausgabung, die er in unterschiedlichen Texten formuliert hat (im Deutschen in der „Aufhebung der Ökonomie“ 1985 zusammengestellt). In „La notion de dépense“ (1970, Original 1933) denkt Bataille über die unterschiedlichen Formen des Verlusts und der unproduktiven Verausgabung nach. Er kommt zu dem Schluss, dass mit den Verlusten, die auf rauschartige „états d’excitation“ zurückgehen, jene unproduktiven Werte verbunden sind, die als Verausgabungen gelten können (vgl. Bataille 1970: 319). Bataille versteht die nicht utilitaristische oder zweckrationalistische „freie Verausgabung“, die in der modernen kapitalistischen Gesellschaft zu beobachten ist und Nachfolgerin der „großen freiwilligen sozialen Formen der unproduktiven Verausgabung“ (Ruf 2009: 32) sei, als „insubordinierte Tätigkeit“ (Ruf 2009: 33). |
Batailles Überlegungen zum Verausgaben als kulturelle Praxis müsse, so Oliver Ruf, in den Zusammenhang des Collège de Sociologie und dessen Interesse am Sakralen sowie Batailles Arbeit an einer Theorie der Ökonomie gesehen werden. Verausgabung bei Bataille bezeichne die „unproduktiven Formen“ der Konsumption (Ruf 2009: 29). „Das Prinzip des Verlusts wird“, so Ruf, „mit der bedingungslosen Verausgabung“ gleichgesetzt (Ruf 2009: 30). Die Natur, so Ruf, wie der Mensch sind beide an sich Verschwendung. Deshalb verschwendet der Mensch sich, um sich zu verwirklichen (Vgl. Ruf 2009: 37 mit Bezug auf Enkelmann 2004: 3). | Batailles Überlegungen zum Verausgaben als kulturelle Praxis müsse, so Oliver Ruf, in den Zusammenhang des Collège de Sociologie und dessen Interesse am Sakralen sowie Batailles Arbeit an einer Theorie der Ökonomie gesehen werden. Verausgabung bei Bataille bezeichne die „unproduktiven Formen“ der Konsumption (Ruf 2009: 29). „Das Prinzip des Verlusts wird“, so Ruf, „mit der bedingungslosen Verausgabung“ gleichgesetzt (Ruf 2009: 30). Die Natur, so Ruf, wie der Mensch sind beide an sich Verschwendung. Deshalb verschwendet der Mensch sich, um sich zu verwirklichen (Vgl. Ruf 2009: 37 mit Bezug auf Enkelmann 2004: 3). |