Verausgaben
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Die '''1. vorgeschlagene Denkrichtung''', die mit dem Begriff „verausgaben“ (transitiv) eingeschlagen werden kann, macht aus dem Verb zunächst einmal ein Substantiv – Verausgabung. | Die '''1. vorgeschlagene Denkrichtung''', die mit dem Begriff „verausgaben“ (transitiv) eingeschlagen werden kann, macht aus dem Verb zunächst einmal ein Substantiv – Verausgabung. | ||
− | Einen Anknüpfungspunkt bildet Georges Batailles Begriffsprägung der Verausgabung, die er in unterschiedlichen Texten formuliert hat (im Deutschen in der „Aufhebung der Ökonomie“ 1985 zusammengestellt). In „La notion de dépense“ (1970, Original 1933) denkt Bataille über die unterschiedlichen Formen des Verlusts und der unproduktiven Verausgabung nach, bevor er zu einer Klassenanalyse kommt er zu dem Schluss, dass mit den Verlusten, die auf rauschartige „états d’excitation“ zurückgehen jene unproduktiven Werte verbunden sind, die als Verausgabungen gelten können (vgl. Bataille 1970 | + | Einen Anknüpfungspunkt bildet Georges Batailles Begriffsprägung der Verausgabung, die er in unterschiedlichen Texten formuliert hat (im Deutschen in der „Aufhebung der Ökonomie“ 1985 zusammengestellt). In „La notion de dépense“ (1970, Original 1933) denkt Bataille über die unterschiedlichen Formen des Verlusts und der unproduktiven Verausgabung nach, bevor er zu einer Klassenanalyse kommt er zu dem Schluss, dass mit den Verlusten, die auf rauschartige „états d’excitation“ zurückgehen jene unproduktiven Werte verbunden sind, die als Verausgabungen gelten können (vgl. Bataille 1970: 319). Bataille versteht die nicht utilitaristische oder zweckrationalistische „freie Verausgabung“, die in der modernen kapitalistischen Gesellschaft zu beobachten und Nachfolgerin der „großen freiwilligen sozialen Formen der unproduktiven Verausgabung“ (Ruf 2009: 32) sei, als „insubordinierte Tätigkeit“ (Ruf 2009: 33). |
− | Batailles Überlegungen zum Verausgaben als kulturelle Praxis müsse, so Oliver Ruf, in den Zusammenhang des Collège de Sociologie und dessen Interesse am Sakralen sowie Batailles Arbeit an einer Theorie der Ökonomie gesehen werden. Verausgabung bei Bataille bezeichne die „unproduktiven Formen“ der Konsumption (Ruf 2009 | + | Batailles Überlegungen zum Verausgaben als kulturelle Praxis müsse, so Oliver Ruf, in den Zusammenhang des Collège de Sociologie und dessen Interesse am Sakralen sowie Batailles Arbeit an einer Theorie der Ökonomie gesehen werden. Verausgabung bei Bataille bezeichne die „unproduktiven Formen“ der Konsumption (Ruf 2009: 29). „Das Prinzip des Verlust wird“, so Ruf, „mit der bedingungslosen Verausgabung“ gleichgesetzt (Ruf 2009: 30). Die Natur, so Ruf, wie der Mensch sind beide an sich Verschwendung. Deshalb verschwendet der Mensch sich, um sich zu verwirklichen (Vgl. Ruf 2009: 37 mit Bezug auf Enkelmann 2004: 3). |
− | In dem Band „Überfluss und Überschreitung. Die kulturelle Praxis des Verausgabens“ ( | + | In dem Band „Überfluss und Überschreitung. Die kulturelle Praxis des Verausgabens“ (Hrsg. Christine Bähr, Suse Bauschmid, Thomas Lenz und Oliver Ruf 2009) gilt „Verausgaben“ darüber hinaus auch als Verb sowohl transitiv als auch reflexiv, d.h. als „sich verausgaben“: „Als Verausgabung ist wahrnehmbar und beschreibbar, was die Begrenzungen gegebener Ressourcen überwindet und einen vorhandenen Status quo überbietet.“ Und weiter: „Verausgabung als Bestandteil kapitalistischer Ökonomisierungsprozesse“ bezeichnet 1. die „Überschreitung des Notwendigen“ (d.h Luxus, Verschwendung); 2. „Überangebot an Arbeitskraft“ und 3. „Exzess“, „Rausch“ (d.h. in diesem Zusammenhang die von Bataille genannten Bereiche Ritual, Sport, Künste) (vgl. Bähr u.a. 2009: 8). |
− | Ein Anknüpfungspunkt an das transdisziplinäre Arbeiten könnte „Überschreitung des Notwendigen“, „Verschwendung“ in dem Sinne sein, dass disziplinär erworbenes Wissen im Prozess transdisziplinärer Arbeitszusammenhänge und Produkte „vernichtet“ wird. Es wird nicht in den Kreislauf der disziplinären Verwertungszusammenhänge eingespeist. Diese ist sicher nur teils richtig, denn die Arbeitsrealität zeigt, dass es auch konventionelle disziplinäre Ergebnisse aus dem transdisziplinären Arbeitsprozess gewonnen werden. | + | Ein Anknüpfungspunkt an das transdisziplinäre Arbeiten könnte „Überschreitung des Notwendigen“, „Verschwendung“ in dem Sinne sein, dass disziplinär erworbenes Wissen im Prozess transdisziplinärer Arbeitszusammenhänge und Produkte „vernichtet“ wird. Es wird nicht in den Kreislauf der disziplinären Verwertungszusammenhänge eingespeist. Diese ist sicher nur teils richtig, denn die Arbeitsrealität zeigt, dass es auch konventionelle disziplinäre Ergebnisse aus dem transdisziplinären Arbeitsprozess gewonnen werden. |
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