Experimentieren

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(Experimentieren als transdisziplinäre Praxis)
(Das Experiment als Apparatur zum Generieren von Erkenntnis)
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==Das Experiment als Apparatur zum Generieren von Erkenntnis==
 
==Das Experiment als Apparatur zum Generieren von Erkenntnis==
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Das Verb Experimentieren leitet sich aus dem lateinischen experimentare ab, das mit dem Vorgang des Versuchens und Erprobens übersetzt werden kann. Der DUDEN gibt zwei Bedeutungen des Experiments an: Zum einen die des „wissenschaftlichen Versuchs, durch den etwas entdeckt, bestätigt oder gezeigt werden soll“ und zum anderen die des Wagnisses und des unsicheren Unternehmens. (Vgl. DUDEN) In dieser Unterscheidung kristallisieren sich zwei unterschiedliche Auffassungen des experimentellen Arbeitens, die häufig mit der Aufteilung in naturwissenschaftliche und kulturwissenschaftliche/künstlerische Experimente einhergehen. Es handelt sich aber hierbei um keine trennscharfe Dichotomie.
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Übergreifend handelt es sich beim Experimentieren insbesondere in der Wissenschaft aber auch in Kunst und Alltag um ein methodisches Vorgehen, das mit dem Schaffen einer Apparatur, die Erkenntnis ermöglicht, verbunden ist. Diese Apparatur, zu der nicht nur technische Geräte, sondern u.a. auch der/die Experimentierende gehört, wurde durch den  Molekularbiologen und Wissenschaftshistoriker Hans Jörg Rheinberger näher beschrieben. Dieser unterscheidet in einem Experimentalsystem die wissenschaftlichen/epistemischen Dinge von den technologischen Objekten. Erstere sind häufig während des Experiments (noch) nicht eindeutig und beinhalten u.a. das Erkenntnisinteresse sowie das zirkulierende Wissen und somit die immaterielle Dimension des Experiments. Zweitere sind näher bestimmbar und stellen zum Beispiel die Geräte, Werkzeuge sowie räumlichen Begrenzungen des Experiments dar. Beide Komponenten sind jedoch nicht voneinander trennbar. (Vgl. Rheinberger 1992: 69f) Die Idee des Experimentalsystems bei Rheinberger ist dabei anschlussfähig an das Parlament der Dinge bei Bruno Latour (Vgl. Latour 2001). Auch hier sind experimentierende Personen, epistemische und technologische Dinge untrennbar miteinander verbunden. Latour strebt dabei eine Auflösung der Trennung von Subjekten und Objekten an. Bruno Latour beschreibt in diesem Zusammenhang das Bild des Stimmapparates, der mit dem experimentellen Aufbau von der/dem Experimentierenden hergestellt wird und durch den die nicht-menschlichen Dinge, also die technologischen Objekte, sprechen können. (Vgl. Latour 2001: 98)
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Rheinberger geht davon aus, dass (wissenschaftliche) Innovation immer mit experimentellem Vorgehen verbunden ist, da Neues eben über das aktuell Denk- und Vorstellbare hinausgeht und so eben auch nicht direkt im Experiment herstellbar ist. Der/dem Experimentierenden wird dabei eine ambivalente Rolle zugeschrieben: Diese/r kann zwar die erzeugten Erkenntnisse durch ihre/seine Involviertheit und ihr/sein individuelles Wissen eher erkennen und einordnen, allerdings ist dies nur im Zusammenhang mit der Apparatur des Experiments – dem Experimentalsystem – möglich.  (Vgl. Rheinberger 1992: 27 und Rheinberger 2007)
  
 
==Historische Entwicklung des Experiments==
 
==Historische Entwicklung des Experiments==

Version vom 6. Januar 2014, 14:52 Uhr

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