Sammeln

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Weit weniger untersucht sind Sammlungsformate, deren Darstellungsformen in den performativen Künsten zu finden sind, exemplarisch in den Projekten von Ivana Müller, die in einer ihrer Arbeiten mit dem Titel ''While we are holding it together'' fünf Performer in einem strengen und fast unbeweglichem Tableau auf der Bühne anordnet und diese mit dem immergleichen Satzanfang „I imagine ...“ eine Sammlung von möglichen Szenarien beschreiben lässt, die sich über die Körperhaltungen der Performer legen. Oder bei Tim Etchells, der in seinem Projekt ''That night follows day'' Kinder unterschiedlichsten Alters an die Bühnenrampe stellt und sie einzeln oder im Chor eine Sammlung von Welterklärungen und Verboten, die Erwachsene gegenüber Kindern formulieren, deklinieren lässt. Auch in der letzten Bühnenarbeit ''Bouncing in Bavaria'' von Auftrag : Lorey bedienen wir uns der Sammlung als Darstellungsform, in dem wir die persönlichen Erinnerungen von Traute Hoess und Felix von Manteuffel zu einem Aufführungstext zusammenführen, dessen Grundstruktur die stetig wiederkehrende Aussage „Ich erinnere mich...“ legt. Ebenso lassen sich Sammlungen als Darstellungsform beispielweise in den Arbeiten von Forced Entertainment, Wagner/Feigl Forschung, Jerome Bel oder Rimini Protokoll wiederfinden.
 
Weit weniger untersucht sind Sammlungsformate, deren Darstellungsformen in den performativen Künsten zu finden sind, exemplarisch in den Projekten von Ivana Müller, die in einer ihrer Arbeiten mit dem Titel ''While we are holding it together'' fünf Performer in einem strengen und fast unbeweglichem Tableau auf der Bühne anordnet und diese mit dem immergleichen Satzanfang „I imagine ...“ eine Sammlung von möglichen Szenarien beschreiben lässt, die sich über die Körperhaltungen der Performer legen. Oder bei Tim Etchells, der in seinem Projekt ''That night follows day'' Kinder unterschiedlichsten Alters an die Bühnenrampe stellt und sie einzeln oder im Chor eine Sammlung von Welterklärungen und Verboten, die Erwachsene gegenüber Kindern formulieren, deklinieren lässt. Auch in der letzten Bühnenarbeit ''Bouncing in Bavaria'' von Auftrag : Lorey bedienen wir uns der Sammlung als Darstellungsform, in dem wir die persönlichen Erinnerungen von Traute Hoess und Felix von Manteuffel zu einem Aufführungstext zusammenführen, dessen Grundstruktur die stetig wiederkehrende Aussage „Ich erinnere mich...“ legt. Ebenso lassen sich Sammlungen als Darstellungsform beispielweise in den Arbeiten von Forced Entertainment, Wagner/Feigl Forschung, Jerome Bel oder Rimini Protokoll wiederfinden.
Anlässlich der Ausstellung Deep Storage – Arsenale der Erinnerung fasst Matthias Winzen die Gegenüberstellung von wissenschaftlichen zu künstlerischen Sammlungsstrategien noch einmal zusammen, in dem er schreibt:
 
  
„Während eine konventionelle Sammlung das ausbreitet, ausfüllt und ergänzt, was Thema und Gegenstand dieser konkreten Sammlung ist (Schmetterlinge, Bücher, Dokumente), verläuft das künstlerische Sammeln offener, weniger zielgewiss, reflektierter, in sich gebrochener. [...] Dabei sammeln Künstler zunächst so, wie jeder sammelt. Aber zusätzlich achten sie auf die Rückseiten und Ränder, das Absurde und das Vernachlässigte beim Sammeln, Speichern und Archivieren. Das Interesse an dem, was beim Sammeln nie ganz aufgeht, hält die künstlerische Rückgewinnung von Fragwürdigkeit hinter den Selbstverständlichkeiten des Sammelns in Gang“  (Winzen 1997 : 10).
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Anlässlich der Ausstellung Deep Storage – Arsenale der Erinnerung fasst Matthias Winzen die Gegenüberstellung von wissenschaftlichen zu künstlerischen Sammlungsstrategien noch einmal zusammen, in dem er schreibt: „Während eine konventionelle Sammlung das ausbreitet, ausfüllt und ergänzt, was Thema und Gegenstand dieser konkreten Sammlung ist (Schmetterlinge, Bücher, Dokumente), verläuft das künstlerische Sammeln offener, weniger zielgewiss, reflektierter, in sich gebrochener. [...] Dabei sammeln Künstler zunächst so, wie jeder sammelt. Aber zusätzlich achten sie auf die Rückseiten und Ränder, das Absurde und das Vernachlässigte beim Sammeln, Speichern und Archivieren. Das Interesse an dem, was beim Sammeln nie ganz aufgeht, hält die künstlerische Rückgewinnung von Fragwürdigkeit hinter den Selbstverständlichkeiten des Sammelns in Gang“  (Winzen 1997 : 10).
  
 
Sammeln als Arbeitsmethode ist – wie sich gezeigt hat – elementarer Bestandteil in wissenschaftlichen und künstlerischen Prozessen. Als ästhetische Arbeitsweise und Darstellungsform bietet es ferner die Möglichkeit, tradierte Sammlungsformen zu hinterfragen und neue Strategien des Sammelns zu entwerfen. Da der Akt des Sammelns impliziert, sich auf eine bestimmte Weise Welt anzueignen und zu verstehen, schaffen neue künstlerische Sammlungsstrategien ungewohnte Horizonte auf vermeintlich Altbekanntes.  
 
Sammeln als Arbeitsmethode ist – wie sich gezeigt hat – elementarer Bestandteil in wissenschaftlichen und künstlerischen Prozessen. Als ästhetische Arbeitsweise und Darstellungsform bietet es ferner die Möglichkeit, tradierte Sammlungsformen zu hinterfragen und neue Strategien des Sammelns zu entwerfen. Da der Akt des Sammelns impliziert, sich auf eine bestimmte Weise Welt anzueignen und zu verstehen, schaffen neue künstlerische Sammlungsstrategien ungewohnte Horizonte auf vermeintlich Altbekanntes.  
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In einem Interview zu Methoden und Ausführungen bezüglich seiner künstlerischen Sammeltätigkeit gibt Peter Piller <ref>Zur Arbeitsweise Pillers siehe auch: „Vorzüge der Absichtslosigkeit. Peter Piller und seine Bildarchive“, in Seyfarth, Ludwig: Unsichtbare Sammlungen, Philo Fine Arts, Hamburg 2008.</ref> dafür schlussendlich eine anschauliche Beschreibung:
 
In einem Interview zu Methoden und Ausführungen bezüglich seiner künstlerischen Sammeltätigkeit gibt Peter Piller <ref>Zur Arbeitsweise Pillers siehe auch: „Vorzüge der Absichtslosigkeit. Peter Piller und seine Bildarchive“, in Seyfarth, Ludwig: Unsichtbare Sammlungen, Philo Fine Arts, Hamburg 2008.</ref> dafür schlussendlich eine anschauliche Beschreibung:
  

Version vom 21. März 2013, 09:39 Uhr

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