Bezeugen

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(Bezeugen als transdisziplinäres Verfahren)
(Bezeugen im religiösen Kontext)
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==Bezeugen im religiösen Kontext==
 
==Bezeugen im religiösen Kontext==
  
Der Begriff des Glaubens verweist nun auf eine zweite Herkunft des Begriffes Zeuge aus dem Griechischen: ''màrtyr''. Der Märtyrer nimmt für seine religiöse Einstellung bewusst den Tod auf sich. Sowohl das Judentum, Christentum, der Islam, als auch der Buddhismus kennen diesen Typen des Zeugens; es gibt ihn aber auch im säkularisierten Sinn (als Opfer politischer Unterdrückung, von Naturkatastrophen oder Unfällen). Durch die Kreuzigung Christi wurde das Gedenken an den Opfertod noch mal in besonderer Weise erhöht (Preißler 1999: 382 - 385). Die ersten Glaubenszeugnisse des Christentums sind körperliche Zeugnisse: die Märtyrer wollen an und durch ihren Körper die Wahrheit ihres Glaubens bezeugen. Der Märtyrertod ist eine Inversion von politischer Unterlegenheit in religiöse Überlegenheit: das Zeugnis des Märtyrers findet kein Gehör vor dem irdischen Gericht und appelliert an eine höhere religiöse Instanz (Assmann 1997: 36). So wird der physische Tod in einen symbolischen Akt umkodiert. Auch der Märtyrer ist angewiesen auf einen zweiten Zeugen, der seinen Tod wahrnimmt, ihn als religiösen Opfertod deutet und in ein Zeugnis verwandelt (vgl. die Evangelisten, die den Märtyrertod und die Wiederauferstehung Christi bezeugen). Judentum. Im Koran kommt das Wort Märtyrer nicht vor, doch im Islam ist er gebräuchlich für den, der bei der Ausübung seiner Religion oder im Kampf gegen die Ungläubigen oder das Böse den Tod findet (vgl. das Wort Schahid / ‏شهيد‎ / šahīd für Zeuge). Aktuelle Beispiele einer politischen Varianten des religiösen Zeugen, die versuchen, eine (mediale) Öffentlichkeit herzustellen, die (evt. unfreiwillig) zum Zeuge des Ereignisses wird, sind Selbstmordattentäter, die andere Menschen mit in den Tod reißt, und die Selbstverbrennung tibetischer Mönche, die aus Protest gegen die chinesische Regierung die Gewalt gegen sich selbst richten.
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Der Begriff des Glaubens verweist nun auf eine zweite Herkunft des Begriffes Zeuge aus dem Griechischen: ''màrtyr''. Der Märtyrer nimmt für seine religiöse Einstellung bewusst den Tod auf sich. Sowohl das Judentum, Christentum, der Islam, als auch der Buddhismus kennen diesen Typen des Zeugens; es gibt ihn aber auch im säkularisierten Sinn (als Opfer politischer Unterdrückung, von Naturkatastrophen oder Unfällen). Durch die Kreuzigung Christi wurde das Gedenken an den Opfertod noch mal in besonderer Weise erhöht (Preißler 1999: 382 - 385). Die ersten Glaubenszeugnisse des Christentums sind körperliche Zeugnisse: die Märtyrer wollen an und durch ihren Körper die Wahrheit ihres Glaubens bezeugen. Der Märtyrertod ist eine Inversion von politischer Unterlegenheit in religiöse Überlegenheit: das Zeugnis des Märtyrers findet kein Gehör vor dem irdischen Gericht und appelliert an eine höhere religiöse Instanz (Assmann 1997: 36). So wird der physische Tod in einen symbolischen Akt umkodiert. Auch der Märtyrer ist angewiesen auf einen zweiten Zeugen, der seinen Tod wahrnimmt, ihn als religiösen Opfertod deutet und in ein Zeugnis verwandelt (vgl. die Evangelisten, die den Märtyrertod und die Wiederauferstehung Christi bezeugen). Judentum. Im Koran kommt das Wort Märtyrer nicht vor, doch im Islam ist er gebräuchlich für den, der bei der Ausübung seiner Religion oder im Kampf gegen die Ungläubigen oder das Böse den Tod findet (vgl. das Wort Schahid / ‏شهيد‎ / šahīd für Zeuge). Aktuelle Beispiele einer politischen Varianten des religiösen Zeugen, die versuchen, eine (mediale) Öffentlichkeit herzustellen, die (evtl. unfreiwillig) zum Zeuge des Ereignisses wird, sind Selbstmordattentäter, die andere Menschen mit in den Tod reißt, und die Selbstverbrennung tibetischer Mönche, die aus Protest gegen die chinesische Regierung die Gewalt gegen sich selbst richten.
  
 
==Das historische Bezeugen==
 
==Das historische Bezeugen==

Version vom 24. Oktober 2012, 21:30 Uhr

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