Mappen
(→Perfomatives Potential) |
(→Transdisziplinarität) |
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''Mappen'' kann als ein transdisziplinäres Mittel beschrieben werden, da es „problembezogen“ (Krohn 2012: 2) äußerst heterogene Formen annehmen kann. „Auf ein und derselben Papieroberfläche können wir sehr verschiedene Informationsquellen vereinen, die sich dank der Dolmetschertätigkeit einer homogenen graphischen Sprache verbinden.“ (Latour 1997: 251) Im kollektiven Prozess des Eintragens von Informationen und der Verabredung von entsprechenden Zeichen bietet ''mappen'' die Möglichkeit einer durch den Prozess entwickelten transdisziplinären Sprache. Da in der Bezeichnung und Einschreibung des ''mappen'' ein Referent zum Zeichen wird, überträgt dieses Verfahren praktische Gegebenheiten aus der Welt der Dinge in Textform und bettet sie in theoretische Gedankengänge ein. Als zweidimensionale Visualisierungstechnik stiftet sie zwischen praktischen und theoretischen Disziplinen Kompatibilität. Dieser Übertragung ist beim ''mappen'' jedoch ein „völliger Bruch zwischen Ding-Teil und Zeichen-Teil“ (Latour 1997: 246) inhärent, über den Bruno Latour die Realitätskonstruktion von Wissenschaft kritisiert. (Latour 1987: 215-57) | ''Mappen'' kann als ein transdisziplinäres Mittel beschrieben werden, da es „problembezogen“ (Krohn 2012: 2) äußerst heterogene Formen annehmen kann. „Auf ein und derselben Papieroberfläche können wir sehr verschiedene Informationsquellen vereinen, die sich dank der Dolmetschertätigkeit einer homogenen graphischen Sprache verbinden.“ (Latour 1997: 251) Im kollektiven Prozess des Eintragens von Informationen und der Verabredung von entsprechenden Zeichen bietet ''mappen'' die Möglichkeit einer durch den Prozess entwickelten transdisziplinären Sprache. Da in der Bezeichnung und Einschreibung des ''mappen'' ein Referent zum Zeichen wird, überträgt dieses Verfahren praktische Gegebenheiten aus der Welt der Dinge in Textform und bettet sie in theoretische Gedankengänge ein. Als zweidimensionale Visualisierungstechnik stiftet sie zwischen praktischen und theoretischen Disziplinen Kompatibilität. Dieser Übertragung ist beim ''mappen'' jedoch ein „völliger Bruch zwischen Ding-Teil und Zeichen-Teil“ (Latour 1997: 246) inhärent, über den Bruno Latour die Realitätskonstruktion von Wissenschaft kritisiert. (Latour 1987: 215-57) | ||
− | Die Möglichkeiten von digitalen Medien verhelfen ''mappen'' zu einer erweiterten transdisziplinären Dimension. Die Internetplattform ''Model House'' – ''Mapping Transcultural Modernisms'' ( [http://www.transculturalmodernism.org/page/29 Model House] ) repräsentiert und produziert digital ein Netzwerk transkulturellen Migration von Akteuren, kultureller Praxis und Diskursen der Moderne in der Architektur in den 1950´er Jahren und „visualisiert den Forschungsprozess selbst“. (Amir, Fahim et al o.J.) „ In this manner, the exchange between researchers at different places and from different disciplines, as well as the participation of nonacademic experts and the integration of a multiplicity of text forms, media, and aesthetic practices are enabled and intensified. The result of this constellation is a polylogical and multiperspectival narration by a number of speakers.“ (Amir, Fahim et al. o.J.) | + | Die Möglichkeiten von digitalen Medien verhelfen ''mappen'' zu einer erweiterten transdisziplinären Dimension. Die Internetplattform ''Model House'' – ''Mapping Transcultural Modernisms'' ([http://www.transculturalmodernism.org/page/29 Model House]) repräsentiert und produziert digital ein Netzwerk transkulturellen Migration von Akteuren, kultureller Praxis und Diskursen der Moderne in der Architektur in den 1950´er Jahren und „visualisiert den Forschungsprozess selbst“. (Amir, Fahim et al o.J.) „ In this manner, the exchange between researchers at different places and from different disciplines, as well as the participation of nonacademic experts and the integration of a multiplicity of text forms, media, and aesthetic practices are enabled and intensified. The result of this constellation is a polylogical and multiperspectival narration by a number of speakers.“ (Amir, Fahim et al. o.J.) |
Der Prozess des ''Mappens'' konstruiert und konstituiert nicht nur einen Untersuchungsgegenstand, indem es ihn rahmt, unterteilt und ordnet. Nach Latour folgt „auf einen neuen Zugriff beinahe immer eine neue Erfindung“ (Latour 1997: 239), ein schöpferischer Akt, der sich auch in einer künstlerischen Arbeit manifestieren kann. So kann ''mappen'' als transdisziplinäres Verfahren zwischen Kunst und Wissenschaft in zwei Richtungen nutzbar gemacht werden. Es verhilft den künstlerischen Arbeitsweisen oder dessen dinglichen oder performativen Endprodukten als Karte, Notation oder Diagramm in die zweidimensionale Dimension des Textes, gleichzeitig kann der abstrahierende Zugriff auf das Material neue Sichtweisen hervorbringen, die den künstlerischen Prozess weiterentwickelt und zu neuen Gestaltungsformen führt. | Der Prozess des ''Mappens'' konstruiert und konstituiert nicht nur einen Untersuchungsgegenstand, indem es ihn rahmt, unterteilt und ordnet. Nach Latour folgt „auf einen neuen Zugriff beinahe immer eine neue Erfindung“ (Latour 1997: 239), ein schöpferischer Akt, der sich auch in einer künstlerischen Arbeit manifestieren kann. So kann ''mappen'' als transdisziplinäres Verfahren zwischen Kunst und Wissenschaft in zwei Richtungen nutzbar gemacht werden. Es verhilft den künstlerischen Arbeitsweisen oder dessen dinglichen oder performativen Endprodukten als Karte, Notation oder Diagramm in die zweidimensionale Dimension des Textes, gleichzeitig kann der abstrahierende Zugriff auf das Material neue Sichtweisen hervorbringen, die den künstlerischen Prozess weiterentwickelt und zu neuen Gestaltungsformen führt. |