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Experimentieren
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[[Kategorie:Begriff]] ==Experimentieren als transdisziplinäre Praxis== Experimentelle Verfahren werden im allgemeinen Sprachgebrauch vor allem mit Wissenschaft und Forschung in Zusammenhang gebracht. Bei genauerer Betrachtung lässt sich experimentelles Vorgehen jedoch auch zum Beispiel in der Kunst und Alltagspraxis finden. So kann das Handeln nach dem Prinzip „Versuch und Irrtum“ als experimentell angesehen werden. Dies schließt Praktiken des Ausprobierens und Testens – häufig verbunden mit einem ungewissen oder ungeplanten Ausgang – in die Praxis des Experimentierens ein. Insbesondere im Zusammenhang mit kreativer, schöpferischer Arbeit wird hierbei in den letzten Jahren verstärkt der Begriff Serendipity verwendet. Dieser bezeichnet die zufällige Entdeckung bzw. Beobachtung von etwas vorher nicht Gesuchten. (Vgl. Lindner 2012) Im Folgenden soll nun ein Überblick über das Experimentieren als Verfahren in der Natur- vor allem aber in der Kulturwissenschaft, den Künsten und der Ethnographie gegeben werden. Dabei wird deutlich, dass dieses Verfahren in besonderem Maße Nicht-WissenschaftlerInnen in Forschungsprozesse einzubeziehen und somit transdisziplinäre Forschung ermöglichen kann. Die Ausführungen dieses Artikels basieren zum Teil auf dem Text „Wer versammelt wen? Forschungsversammlungen als ethnographisches Experiment“ (Reimers 2014) ==Das Experiment als Apparatur zum Generieren von Erkenntnis== Das Verb Experimentieren leitet sich aus dem lateinischen experimentare ab, das mit dem Vorgang des Versuchens und Erprobens übersetzt werden kann. Der DUDEN gibt zwei Bedeutungen des Experiments an: Zum einen die des „wissenschaftlichen Versuchs, durch den etwas entdeckt, bestätigt oder gezeigt werden soll“ und zum anderen die des Wagnisses und des unsicheren Unternehmens. (Vgl. DUDEN) In dieser Unterscheidung kristallisieren sich zwei unterschiedliche Auffassungen des experimentellen Arbeitens, die häufig mit der Aufteilung in naturwissenschaftliche und kulturwissenschaftliche/künstlerische Experimente einhergehen. Es handelt sich aber hierbei um keine trennscharfe Dichotomie. Übergreifend handelt es sich beim Experimentieren insbesondere in der Wissenschaft aber auch in Kunst und Alltag um ein methodisches Vorgehen, das mit dem Schaffen einer Apparatur, die Erkenntnis ermöglicht, verbunden ist. Diese Apparatur, zu der nicht nur technische Geräte, sondern u.a. auch der/die Experimentierende gehört, wurde durch den Molekularbiologen und Wissenschaftshistoriker Hans Jörg Rheinberger näher beschrieben. Dieser unterscheidet in einem Experimentalsystem die wissenschaftlichen/epistemischen Dinge von den technologischen Objekten. Erstere sind häufig während des Experiments (noch) nicht eindeutig und beinhalten u.a. das Erkenntnisinteresse sowie das zirkulierende Wissen und somit die immaterielle Dimension des Experiments. Zweitere sind näher bestimmbar und stellen zum Beispiel die Geräte, Werkzeuge sowie räumlichen Begrenzungen des Experiments dar. Beide Komponenten sind jedoch nicht voneinander trennbar. (Vgl. Rheinberger 1992: 69f) Die Idee des Experimentalsystems bei Rheinberger ist dabei anschlussfähig an das Parlament der Dinge bei Bruno Latour (Vgl. Latour 2001). Auch hier sind experimentierende Personen, epistemische und technologische Dinge untrennbar miteinander verbunden. Latour strebt dabei eine Auflösung der Trennung von Subjekten und Objekten an. Bruno Latour beschreibt in diesem Zusammenhang das Bild des Stimmapparates, der mit dem experimentellen Aufbau von der/dem Experimentierenden hergestellt wird und durch den die nicht-menschlichen Dinge, also die technologischen Objekte, sprechen können. (Vgl. Latour 2001: 98) Rheinberger geht davon aus, dass (wissenschaftliche) Innovation immer mit experimentellem Vorgehen verbunden ist, da Neues eben über das aktuell Denk- und Vorstellbare hinausgeht und so eben auch nicht direkt im Experiment herstellbar ist. Der/dem Experimentierenden wird dabei eine ambivalente Rolle zugeschrieben: Diese/r kann zwar die erzeugten Erkenntnisse durch ihre/seine Involviertheit und ihr/sein individuelles Wissen eher erkennen und einordnen, allerdings ist dies nur im Zusammenhang mit der Apparatur des Experiments – dem Experimentalsystem – möglich. (Vgl. Rheinberger 1992: 27 und Rheinberger 2007) ==Historische Entwicklung des Experiments== ==Beispiele== ===Naturwissenschaftliche Experimente=== ===Künstlerische/Kulturwissenschaftliche Experimente=== ===Ethnographische Experimente=== ==Bibliographie== Basu, Paul; Macdonald, Sharon (2007): Introduction: Experiments in Exhibition, Ethnography, Art and Science. In: Sharon Macdonald und Paul Basu (Hg.): Exhibition experiments. Malden, MA: Blackwell Pub., S. 1–24. Berg, Gunhild (2009): Zur Konjunktur des Begriffs "Experiment" in den Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaften. In: Michael Eggers (Hg.): Wissenschaftsgeschichte als Begriffsgeschichte. Terminologische Umbrüche im Entstehungsprozess der modernen Wissenschaften. Bielefeld: Transcript, S. 51–82. Greverus, Ina-Maria (Hg.) (2003): Shifting grounds. Experiments in doing ethnography. Münster: Lit. Guggenheim, Michael (2011): The Proof is in the Pudding. On ‘Truth to Materials’ in the Sociology of Translations, Followed by an Attempt to Improve It*. In: Science, Technology & Innovation Studies 1 (Vol. 7), zuletzt geprüft am 21.06.2013. Hoffmann, Melanie (2009): Wissenskulturen, Experimentalkulturen und das Problem der Repräsentation. 1. Aufl. Frankfurt a.M ;, Bern [etc.]: P. Lang; Lang. Kreuzer, Stefanie (Hg.) (2012): Experimente in den Künsten. Transmediale Erkundungen in Literatur, Theater, Film, Musik und bildender Kunst. Bielefeld: Transcript. Latour, Bruno (2001): Das Parlament der Dinge. Für eine politische Ökologie. 1. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp. Latour, Bruno (2000): Die Hoffnung der Pandora. Untersuchungen zur Wirklichkeit der Wissenschaft. Frankfurt am Main: Suhrkamp. Lindner, Rolf (2012): Serendipity und andere Merkwürdigkeiten. In: VOKUS. volkskundlich-kulturwissenschaftliche schriften 22 (1), S. 5–11. Online verfügbar unter http://www.kultur.uni-hamburg.de/volkskunde/Texte/Vokus/2012-1/5-11_vokus_2012_1.22.pdf, zuletzt geprüft am 06.01.2014. Mann, Anna; Mol, Annemarie; Satalkar, Priya et al (2011): Mixing Methods, tasting fingers. Notes on an ethnographic experiment. In: HAU: Journal of Ethnographic Theory 1 (1), S. 221–243. Online verfügbar unter http://www.haujournal.org/index.php/hau/article/view/6/10, zuletzt geprüft am 07.06.2013. Marcus, George E. (2003): On the Problematic Contemporary Reception of Ethnology as the Stimulus for Innovations in Its Forms and Norms in Teaching and Research. In: Ina-Maria Greverus (Hg.): Shifting grounds. Experiments in doing ethnography. Münster: Lit, S. 191–206. Reimers, Inga (2014): Wer versammelt wen? Forschungsversammlungen als ethnographisches Experiment. In: Burri, Regula Valérie; Evert, Kerstin; Peters, Sibylle; Ziemer, Gesa. Versammlung und Teilhabe, Urbane Öffentlichkeiten und performative Künste. Bielefeld. Erscheint vorauss. im Mai 2014 Rheinberger, Hans-Jörg (2007): Man weiß nicht genau, was man nicht weiss. Über die Kunst, das Unbekannte zu erforschen. In: Neue Zürcher Zeitung, 05.05.2007. Online verfügbar unter http://www.nzz.ch/aktuell/startseite/articleELG88-1.354487, zuletzt geprüft am 03.01.2013. Rheinberger, Hans-Jörg (1992): Experiment, Differenz, Schrift. Zur Geschichte epistemischer Dinge. Marburg an der Lahn: Basilisken-Press. == Anmerkungen == <references/>
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