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Versammeln
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== Versammeln als transdisziplinäre Forschungsmethode == Eine Versammlung ist eine Zusammenkunft, die jemandem/mehreren/vielen eine Stimme verleiht im Sinne einer Autorisierung und / oder Selbstautorisierung. ‚Eine Stimme verleihen’ ist dabei immer auch als ein medialer Vorgang zu verstehen. Dieser Vorgang ist gebunden an die Adressierung bzw. Konstituierung einer Gruppe, die eine Zeugenschaft übernimmt. Dies ist häufig, aber nicht immer, eine bestimmte Form von Öffentlichkeit. === Räume des Versammelns === Es gibt Räume, in denen man sich versammelt: z.B. Bundestag, Platz, Theater, Plenumsraum usw. Anderseits kann auch durch das Versammeln ein Versammlungsraum entstehen. Versammlungen können ihre Räume erschaffen. Für das Wissen, das durchs Versammeln entsteht, spielen Raum und Zeit eine wesentliche Rolle. Versammeln beinhaltet, dass sich eine bestimmte Anzahl von Personen, sei es körperlich oder virtuell zu einer festgelegten, begrenzten Zeit versammeln. Ein wichtiges Kriterium des Versammelns ist die zeitliche Begrenztheit bzw. eine verwandte Form der differenzierten Synchronisierung. Im Gegensatz zum Sammeln, welches meist auf Dauerhaftigkeit, auf das Bewahren angelegt ist, ist bei einer Versammlung immer das Zusammenkommen und wieder Auseinandergehen impliziert. Versammlungen sind demnach temporär. Versammlungen haben immer einen Anfang und ein Ende im Sinne eines Zusammenkommens und eines Auseinandergehens. (Frage nach der formalen Rahmung?) Das Versammeln findet an Orten statt, die virtueller oder materieller Natur sein können. Einige Versammlungen benötigen einen klar definierten Raum um stattzufinden wie Lehrerversammlungen oder Yogaräume, andere können überall stattfinden. Versammlungen unterscheiden sich durch die Flexibilität ihrer Raumnutzung. In wie weit sind immer gleiche Settings, Rituale wichtig? Wird der räumliche Kontext benutzt oder ist der unwichtig? (Occupy)(bzw. UNO) Der Raum/das Setting der Versammlung bestimmt unter anderen Aspekten, ob und welches Wissen zur Zirkulation kommt. In einem Hörsaal sind beispielsweise bestimmte Formen der Versammlung nicht möglich, die eine Kneipe ermöglicht und umgekehrt. Der Raum bedingt (neben anderen Faktoren) Zugangsmöglichkeiten zur und Ausschluss von der Versammlung. Dies geschieht zum einen durch das Fassungsvermögen und zum anderen durch die innenarchitektonischen Gestaltung des Raumes (Anordnung von Tischen, Stühlen etc.) Durch die räumliche Anordnung werden Sichtbarkeit und Nichtsichtbarkeit der Beteiligten, Rollen und Hierarchien mitdefiniert. Räume die sich erst durch das Versammeln konstituieren, können dabei genauso ausschließend sein, wie baulich physische Räume. (Schwarzer Block vs Bürgerversammlung) Solche Räume strukturieren sich oft über die Anordnung von Körpern. Rechtliche Rahmenbedingungen regeln, welche Räume unter welchen Umständen zu Versammlungsorten werden können (Stichwort: Privatisierung des öffentlichen Raums, Räumungen etc.). In /durch öffentliche Versammlungen (wie z. B. Demo) kann Wissen vermittelt werden. Wie wird Wissen dadurch produziert und in Frage gestellt (vgl. Präsentieren)? Wie wird das Versammeln dann mit anderen Methoden gekoppelt (Beispiel: Recht-auf-Stadt-Parade / Interviews). In unterschiedlichen Versammlungsräumen werden unterschiedliche Wissensformen angeregt. Räume mit Sprechermikrophonen und Tischen generieren anderes Wissen als Räume mit Schlafsofas oder Demonstrationen. Invited Spaces vs Invented spaces Versammeln als Forschungsverfahren zu begreifen, kann sich damit verbinden, Raumparameter zu verändern und damit neues Wissen generieren. Das Theater bietet sich dafür als ein Ort an, da es sich in viele andere Foren verwandeln kann. Dort können Versammlungsstrategien und Parameter übereinandergelegt, miteinander vermischt, neu befragt werden. === Medien und Medialität des Versammelns === Setzt man das klassische Kopräsenzkriterium für Versammlungen an, lässt sich der Medieneinsatz vor, während und nach der Versammlung unterscheiden. Dann wird sofort deutlich, dass unterschiedliche Medien zugleich die Verhältnisse zwischen dem Vor, dem Während und dem Nach der Versammlung verändern und zwar so grundlegend, dass dabei auch das Kriterium der Kopräsenz als solches in Frage gestellt wird. Legt man einen weiten Medienbegriff zugrunde, sind Versammlungen immer medial: So werden beispielsweise Sprecherinnen im Zuge ihrer Teilhabe an der Versammlung zu ‚Medien’. In diesem Zusammenhang wäre der Medienbegriff zu Figuren der Stellvertretung und der Repräsentation durch Personen ins Verhältnis zu setzen. Wie steht die Medienentwicklung im Verhältnis zu Versammlungskonventionen? Ob die die Medienentwicklung zu horizontaleren, ‚flüssigeren’, basisdemokratischeren Strukturen führt, ist derzeit eine vieldiskutierte Frage, ein Begehren. Die Planungszeiträume, die Dynamik von Versammlungen verändern sich durch Medien, z. B. Initiator_innen werden unklar, Schwarmlogik greift (jedeR hat das Gefühl, mit aufgerufen zu haben). Damit geht ein Widerstand gegenüber klassischen repräsentativen Strukturen, ein Anspruch auf Selbstrepräsentation einher, eine Vervielfältigung von Teilöffentlichkeiten (z.B. ‚Freunde’ in social media) ist die Folge. Wie entwickelt sich die Handlungsfähigkeit von Versammlungen im Verhältnis zum Aufbrechen repräsentativer Strukturen? Was geschieht, wenn die bindende Kraft klassischer repräsentativer Strukturen schwindet? Gibt es zu dieser Entwicklung auch eine Gegenbewegung: Eine neue Wertschätzung der geschlossenen Versammlung, der Exklusivität, der Sakralität der Präsenz? Was ist medial aktualisierbar in einer Versammlung? Wie richten Medien die Aufmerksamkeiten der Versammlung ein? Wie konditionieren Medien die Aufzeichnung der Versammlung? === Publika des Versammelns === Jede öffentliche Versammlung hat ein doppeltes Publikum (intern/ extern, anwesend/abwesend, o.ä.). Die Adressierung des externen oder abwesenden Publikums ist häufig medial vermittelt. Mittlerweile ist aber auch die interne Kommunikation immer stärker medial vermittelt. Dies kann damit einhergehen, dass die Grenzen zwischen internem und externem Publikum verwischen . Über Medien kann darüber hinaus eine Skalierung zwischen internem und externem Publikum stattfinden. === Zeiten des Versammelns (Notizen) === Ablauf (Redezeiten, Pausenzeiten, Zeiten für Tagesordnungspunkte, quotierte Redeliste, Takeovers, Machtkonstruktion) Dominiert werden die Versammlungen vom Verbalen, das Zeigen tritt kaum in den Vordergrund. Die Dauer der Versammlung spielt bei der Art und Weise der Ergebnisproduktion eine wesentliche Rolle. (Papstwahl?) Was für Vergangenheitsbezüge, welche Zukunftsbezüge werden in der Versammlung verhandelt? Wie werden diese Dinge in die Gegenwart übersetzt? Versammlungen haben immer drei Zeitdimensionen: Reflektierend: Dinge werden im Rückblick verhandeln Seiend: Entscheidungen über das hier und jetzt Orientierend: Man trifft sich in der Gegenwart, um für die Zukunft zu entscheiden. Versammlungen lassen sich differenzieren im Hinblick darauf, wie stark die jeweiligen Komponenten ausgebildet sind. Versammlungen können danach differenziert werden, ob sie eher heterogene oder eher homogene Akteure versammeln. Versammeln als Forschungsverfahren zu begreifen, verbindet sich eher mit Versammlungen von Akteuren, die normalerweise nicht zusammenkommen [[Kategorie:Begriff]] == Vorarbeit/Fragestellungen == *Versammeln als transdisziplinäre Praxis (Dokumentation der Diskussion im Kolloquium) Dieser Artikel versucht, die Diskussion des Kolloquiums vom 22. Januar 2013 zum Thema "Versammeln" zu dokumentieren. Diese Diskussion hat die folgenden Themenkomplexe und Fragen aufgeworfen, welche u.a. im Rahmen des WiKis weiter bearbeitet werden können und sollen. *Versammeln als Voraussetzung Das Versammeln von Menschen und/oder Gegenständen kann eine Voraussetzung für Forschung sein, wenn Wissen und Positionierungen zu diesem Wissen versammelt und ausgetauscht werden sollen. In der Arbeit mit Alltagsexpert_innen steht oft der Umgang mit verkörpertem Wissen im Vordergrund, weshalb die leibliche Präsenz in der Versammlung einen wichtigen Aspekt darstellt. *Versammeln als Verfahren Folgende Thesen und Fragen wurden zum Versammeln als Verfahren diskutiert: *Welchen Mehrwert hat die Versammlung vieler Personen z.B. im Vergleich zu einzelnen, aufeinanderfolgenden Treffen von Einzelnen? *In einer Versammlung zirkuliert zwangsläufig Wissen, indem es von Person zu Person weitergegeben, transformiert oder verstärkt wird. Ist eine Versammlung deshalb immer ein Diskurs? Warum? Warum nicht? Welcher Diskusbegriff liegt dieser Vorstellung zugrunde? *Der Raum/das Setting der Versammlung bestimmt unter anderen Aspekten, ob und welches Wissen zur Zirkulation kommt. In einem Hörsaal sind beispielsweise bestimmte Formen der Versammlung nicht möglich, die eine Kneipe ermöglicht. *Wie kommt man von der offensichtlichen Feststellung, dass Versammlung für die Arbeit in und die Realisierung von Projekten notwendig ist (gemeinsame Wissensproduktion, Zuschauer, Interaktion, Alltagsexperten) zum Versammeln als Verfahren. Was kann dieses Verfahren leisten? *Welche Rolle spielen Subjekt-Objekt-Beziehungen beim Versammeln: Wer handelt? Wer handelt bewusst so wie er handelt? Wie viele Subjekte gibt es? Wer hat welches Interesse? Gibt es Versammlungen in der Versammlung? Wie stellt sich eine Ordnung der Versammlung her bzw. wer stellt diese Ordnung her? *Welche Wege des Wissens gibt es vor, während und nach der Versammlung? *Ein wichtiges Kriterium des Versammelns ist die zeitliche Begrenztheit. Im Gegensatz zum Sammeln, welches meist auf Dauerhaftigkeit, auf das Bewahren angelegt ist, wird bei einer Versammlung ist immer das Zusammenkommen und wieder Auseinandergehen impliziert. *Was ist der Gegenstand/Trigger der Versammlung? Warum kommen die TeilnehmerInnen überhaupt zusammen? Was ist das Verbindende zwischen den Subjekten/den Akteuren. *Was ist zwischen den Akteuren der Versammlung. Hier könnte eventuell der Atmosphären-Begriff weiterführen. So stellt zum Beispiel Gernot Böhme fest, dass man in Atmosphären hineingerät und sie somit nichts Individuelles, Subjektives sind. (Vgl. Böhme 2001: 47) Auf die Versammlung übertragen würde es bedeuten, das der Charakter der Veranstaltung maßgeblich durch die An- und auch Abwesenheit von Personen, Dinge, Materialien etc. bestimmt wird. *Daraus folgt die Frage nach den Dynamiken des Versammelns: Was bestimmt die Handlung der Einzelnen und der Gruppe? Der Groove? Der Schwarm? Die Demokratie? ==Begriffsklärung== *Was passiert wenn die Sammlung zur Versammlung wird: Was bedeutet das „Ver-“ Oft steht die Vorsilbe "Ver-" dafür, dass sich etwas zerstreut, auseinandergeht und ist in vielen Wörtern auch negativ konnotiert, z.B. verlassen. Ist Versammeln als Tätigkeit immer reflexiv? Kann eine Person etwas versammeln ohne Teil der Versammlung zu sein? ==Bibliographie== Böhme, Gernot (2001). Aisthetik. Vorlesungen über Ästhetik als allgemeine Wahrnehmungslehre. München, Wilhelm Fink.
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